In den vergangenen rauhen Wintern habe der Landamann durch die gefrornen
stllstehenden Mühlen viel Schaden erlitten. Hans Gasser, des Sagers, sinnreiche
Vernunft im Bauen sei bekannt. Er möchte eine Mühle errichten, Habe nämlich
ein zur Winterszeit unabgehendes warmes Wasser gefunden, das er zu seinem
Haus leiten könnte.
Ausschnitt aus dem Ratsmanual (Band 89, Seite 264)
Uebersetzung:
1585.XI.8. "in bedencken es der berglüthen nutz und begären,
ouch die müle zu Mümliswil nitt allwägen gäng ist,
darzu minen herren keinen Bodenzins gipt" wird Hans Gasser von Ramiswil
erlaubt, die begehrte Mühle bei seinem Haus aufzurichten, "der Zuversicht,
die übrigen müller verdindt ires eignen nutzes willen den gemeinen
nitt verhindern wöllen."
Nun begann also Hans Gasser mit dem Bau seiner Mühle im Dub; eben
in der Hoffnung, dem Müller zu Balsthal keinen Schaden anzutun.
Falkenstein-Schreiben vom 21. Juli 1588
Die Mühle des Hans Gasser im Dub, deren Bau vor zwei Jahren bewilligt
worden, habe sich bewärt. Es möge nun Bodenzins darauf geschlagen
werden. Die ersten zwei Jahreszinse mögen geschenkt werden.
Ratsmanual (Band 99, Seite 102)
27. Februar 1595: Die Müller von Mümliswil, Matzendorf und Balsthal
klagen gegen Hans Gasser, der eine neue (zweite) Mühle bauen
will. Sie bitten den Vogt zu Falkenstein, Hans Gasser diesen Bau zu verbieten.
Falkenstein-Schreiben vom 25. Mai 1595
Landvogt Hans Jakob Gibelin, an Schultheiss und Rat.
Hans Gasser, der Müller im Dub, beschwert sich gegen die Müller
von Balsthal und Mümliswil, weil sie vorgeben, er wolle zu Ramiswiil
noch eine zweite Mühle errichten. Dabei gehe es nur darum, ein und
dieselbe Mühle an einen andern Ort zu versetzen. Mit Beilage:
Hans Gasser möchte dass ihm der Huwelrein verliehen wird.
Ratsmanual (Band 99, Seite 273)
26. Mai 1595: Wenn Hans Gasser die 4 Mütt Kernen geben will, wenn
man ihn die Mühle auf sein Gut zu Ramiswil setzen lässt, erteilen
ihm gn. H. Erlaubnis dazu unter der Bedingung, dass er diejenige Mühle,
die er vorher gebaut hat, "hinwegtut".
Offensichtlich würde die Verlegung der Mühle nach Ramiswil
dem Müller Joggi Vögeli zu Mümliswil Schaden verrichten,
denn Hans Gasser gerät mit demselben in einen Streit.
Falkenstein-Schreiben vom 9. Juli 1595
Hans Gasser beschwert sich wegen Joggi Vögeli, dem Müller zu
Mümliswil und Bittet, man möge sein Leben nicht beeinträchtigen
und ihm auch weiterhin bewilligen in der Kirchhöri Mümliswil
z’Mühle zu fahren.
Aehnlich steht es im Ratsmanual (Band 99, Seite 407)
27. Juli 1595: Klage Hans Gasser, des Müllers von Ramiswil gegen
denjenigen von Mümliswil, der "ime hinderrücks ussbracht dass
er sin müli nit möge verenderen, unangesehen dass er angenommen
wie min Herren daruf geschlagen".
Ratsmanual (Band 99, Seite 418)
31. Juli 1595: Austrag des Streites zwischen Hans Gasser und Joggi Vögeli;
Hans Gasser wird erlaubt, seine Mühle zu verrücken, da dies
bereits im Urbar eingeschrieben ist. "Er soll sich an siner Mühliweydt
ersettigen" und andere in ihren Mühlen ruhig lassen.
Im Jahre 1596 wurde also die neue (Jetzige ?) Mühle in Ramiswil
drunten erbaut.
Vogtrechnung Falkenstein
1588 Hans Gasser bezahlt 2 Mütt Kerne (1 Mütt = 60 Liter) Bodenzins
für seine erste Mühle im Dub.
1598 Hans Gasser gibt vom neuen Wasserfall zu Ramiswil 2 Mütt Kernen.
Die Besitzer der Mühle
Nach Hans Gasser übernahm (sein Sohn) Jakob Gasser die Mühle
in Ramiswil.
Vogtrechnung Falkenstein
1642 Jakob Gasser bezahlte 4 Mütt Kernen Bodenzins für seine
Mühle.
Teilung 16. Januar 1666
16. Januar 1666 Die drei Söhne Jakob Gasses: Jakob, Peter und
Hans, sollten die Mühle und zugleich auch die Schulden des Vaters
erben. Jeder der drei Brüder sollte ihren beiden Schwestern je 733
Pfund, 6 Schilling und 8 Denar ausbezahlen.
Nach dem Tode des Vaters Jakob übernahm Sohn Jakob die Mühle
sammt den Schulden des Vaters von: 4715 Gulden
(1 Gulde = 2 Pfund) und 12,5 Batzen.
Peter und Hans wurden von ihm ausbezahlt: je 700 Gulden.
1706 kaufte Marty Altermatt die Mühle in Ramiswil.
Vogtrechnung Falkenstein
Marty Altermatt bezahlte 3 Pfund und 4 Mütt Kerne Bodenzins an die
Vogtei Falkenstein.
1734 übernahm Adam Altermatt die Mühle.
1761 übernahm Ludi Altermatt die Mühle
Vogtrechnung Falkenstein
Adam und Ludi Altermatt bezahlten wie Marty Altermatt 3 Pfund und 4 Mütt
Kernen Bodenzins.
Später kaufte Johann Kofmehl von Deitingen die Mühle in Ramiswil.
Falkenstein-Schreiben 3. November 1778
Johannes Kofmehl der Müller zu Ramiswil, bittet um Bauholz, da sein
Haus bis auf die Mauern eingestürzt ist. Er will auf die schon bestehenden
Mauern bauen.
Johannes Kofmehls Nachfolger war (sein Sohnr ?) Urs Kofmehl, der am 3.
Dezember 1810 seine Mühle, 2 Mahlhäufen, ca. 12 Jucharten Mattland
2 Stück, ca 4 Juchaten Waldung versteigern lassen musste.
Der Käufer der Mühle war Ulrich Kofmehl (Bruder von Urs). Er
Kaufte die Mühli für 5'500 Gulden, und musste sie am 23. März
1812 ebenfalls versteiern lassen.
Der Käufer war Johann Jakob Häfeli (Bruder der Gemahlin von
Ulrich Kofmehl). Er bezahlte 8250 Gulden für die Mühle selbst
mit zwei Mahlhäufen und einer Rölle samt Griesstäube und
das Recht zu einer Hanfreibe No 1 einer Scheuer und Bestallung No 2,
wie auch etwa zwölf Määder Matten, 2 Jucharten Wald in
des Hauses Berg und zwei Jucharten Wald in dem Neuhausberg und ein Stück
Garten ob der Strasse.
9. Februar 1820 Besitzer: Johann Jakob Häfeli (selig) Kinder, von
Mümliswil laut Inventar.
29. Sept. 1842 Besitzer: Joseph Häfeli (Sohn Johann Jakobs selig)
laut Mutters Inventar und lebzeitige Teilung.
12./19. Nov. 1863 Besitzer: Martin Häfeli (Sohn Josephs laut Inventar
und lebzeitige Teilung der Eltern.
18. Januar 1865 Besitzer: Gregor Häfeli (auch Sohn Josephs) laut
Inventar und Auskauf.
1. Juli 1879 Besitzer: Joseph Häfeli (auch Sohn Josephs) laut Geldstag.
23. Juli / Besitzerin: Maria Elisabeth Häfeli geborene Flury, Ehefrau
des
1. Sept. 1892 vorgenannten Josephs Häfeli (Sohn Josephs selig) laut
Pfändung.
29. Oktober 1899 Besitzer: Arthur Häfeli (Josephs Sohn, und Viehhändler
in Ramiswil) lauf Kauf.
29. Mai 1929 Besitzer: Otto Häfeli (Arthrus Sohn, Müller und
Landwirt) von Mümliswil in Ramiswil laut Kauf.
(Teil-Abschrift von Gerhard Scacchi, Mümliswil)
Mühlebesitzerin: Einwohnergemeinde Mümliswil-Ramiswil
Im Jahre 1990 hat sich der letzte Müller, Otto Häfeli-Tschumi
entschlossen, das historisch wertvolle und unter Schutz stehende Gebäude
der Einwohnergemeinde Mümliswil-Ramiswil zu verkaufen. Die Budgetgemeindeversammlung
vom 12. Dezember 1990 hat dem Kauf der Mühle Ramiswil zugestimmt.
Verein Mühle Ramiswil
Am 4. Juni 1991 wurde der Verein Mühle Ramiswil gegründet.
Dieser Verein bezweckt im Auftrag der Einwohnergemeinde, die Mühle
und die Einrichtungen zu erhalten und der Öffentlichkeit zugänglich
zu machen.
Wichtige bauliche Erneuerungen
1778 nach dem Einsturz des alten Dachstuhls wurde wahrscheinlich von
Johannes Kofmehl der heutige, massive und noch gut erhaltene Dachstuhl
aufgerichtet.
1917 als der Wengelbaum des Wasserrades kaputt ging, wurde die Mühleeinrichtung
modernisiert und eine Turbine eingebaut. Diese Turbine hat heute die Funktion
eines Kleinkraftwerkes und erzeugt jährlich ca. 30'000 kW Strom,
der ins Netz der Elektra Guldental eingespiesen wird.
Infolge der defekten Dachuntersicht stiess man 1953 bei Reparaturarbeiten
an der Nordfassade unter dem Verputz auf Farbreste, die unter anderem
den ursprünglichen Fassadenschmuck aus dem Erbauungsjahr der Mühle
(1596), eine Malerei in Caput mortum, erkennen liessen. Dazu brachten
die Arbeiten überdies ein vollkommenes Fenstersystem mit gotischer
Staffelung und Fenstersäule sowie das ursprüngliche, im richtigen
Massstab dimensionierte Balkenwerk auf der Giebelseite zu Tage. Die Wiederherstellung
dieser rustikalen Renaissance-Fasade war ein einzigartiger Glücksfall.
Der Verein Mühle Ramiswil hat inzwischen auch einige Unterhalts-Arbeiten
vorgenommen. So wurde die Brücke über den Ramiswilerbach neu erstellt,
das Kanalwehr erneuert und der Kanal ausgehoben. Auch die Mühlestube wurde
einer umfassenden Renovation unterzogen.
Die Sanierung des Mühledaches ist ebenfalls abgeschlossen.
Besichtigung der Mühle Ramiswil
Die Mühle Ramiswil kann jederzeit besichtigt werden (mit Führung). Anfragen
nimmt Herbert Brunner, Aelpliweg 267, 4719 Ramiswil entgegen.
Telefon: 062 391 02 30, Email: herbertbrunner@ggs.ch
Werden Sie Mitglied
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beträgt
Fr. 20.--.